Ein Forstwerkhof und Feuerwehrgebäude für die Gemeinde AndeerSeit längerer Zeit vermochten die bestehenden Einrichtungen der Ortsfeuerwehr und der Forstgruppe die gesteigerten Anforderungen der gewachsenen Gemeinde Andeer nur noch ungenügend zu erfüllen. Die Infrastrukturanlagen waren zufällig im Siedlungsgebiet verteilt.
Zwei Gebäude bilden den Vorschlag für die neuen Bauten. Das Feuerwehrgebäude steht entlang der Uferverbauung und nimmt den Platz der einstigen Sägerei ein. Der in seiner Form ähnliche, aber kleinere Forstwerkhof ist leicht abgewinkelt und in die Tiefe des Grundstückes zurückversetzt. Die zwei klar zugeordneten Höfe, der Aussenraum der Feuerwehr zwischen dem Gebäude und der Bruchsteinmauer und derjenige des Forstwerkhofes, der Schule abgewandt, bis zum Rheinufer und der Wuhrkrone reichend, lassen zwei funktional getrennte Räume entstehen.
Im ortbaulichen Kontext sollten die Neubauten trotz ihrer stattlichen Dimension das Ensemble der vorhandenen Wohnhäuser und Schuppen mit der Holzbrücke nicht dominieren. Charakteristisch sind ihre flachgeneigten Dächer. Die nordseitig aus beiden Gebäuden herausragenden, raumgrossen Dachgauben werden zum Ausdruck einer minimalen städtebaulichen Geste. Sie verweisen wie eine Markierung auf die Zusammenhänge des Ortes und der Funktion. Gestalterisch ist der Entwurf vom streben nach körperhafter Individualität geprägt, die auf unregelmässigen Grundrissen und Massenverteilungen gründet und in engem Bezug zur regionalen Bautradition steht. Das Dach tritt nur wenig vor, die Fenster, Türen und Tore variieren in Grösse und Anordnung und sind wenn immer möglich und sinnvoll fassadenbündig gesetzt.
Die innere Organisation des Feuerwehrgebäudes ist in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt: Retablierbereich, Bereitschaftsbereich und eine Zone mit Haustechnik und Lagerräumen. Alles für den Ernstfall benötigte Material ist in der Einstellhalle (Bereitschaft) untergebracht, die Garderoben sind an der Rückwand angegliedert. Der Kommandoraum und die Retablierräume werden durch Tore in der Brandabschnittmauer direkt von der zentralen Halle erschlossen. Durch die konstruktive und räumliche Trennung der Fahrzeughalle mit Brandmauern wurde es möglich, das Feuerwehrgebäude in Holz zu konstruieren.
Der Forstwerkhof ist im Gegensatz zum Feuerwehrgebäude eine reine Holzkonstruktion. Einzig das Treibstofflager ist sozusagen als “betonierter Kanister” in der überdachten offenen Halle angeordnet. Im zweigeschossigen Gebäude sind ebenerdig die Einstellhalle, die Werkstätten und die Magazine untergebracht, das darüber liegende Büro des Försters, der Aufenthaltsraum und das Studio sind über eine einläufige Treppe erschlossen.
Konstruktion und Materialien
Die Tragkonstruktion der Gebäude bestehen - wo immer möglich - aus Holz. Alle Dächer werden von längslaufenden Sparren getragen, deren Dimensionen auf die unterschiedlichen Spannweiten abgestimmt sind. Die grösste Öffnung beträgt bei der stützenfreien Halle des Feuerwehrgebäudes 20 m. Die Lage des Dachfirstes ist so gewählt, dass wirtschaftliche schmale und hohe Satteldachträger verwendet werden können. Der weitere Dachaufbau, eine abgewandelte Version des Davoserdaches, konnte direkt ohne sekundäre Tragstruktur auf die Sparren aufgebaut werden.
Die betonierten Wände der Einstellhalle wirken als Brandmauern und gleichzeitig als aussteifende Scheiben. Sämtliche übrigen Wände beider Hallen sind hölzerne Ständerkonstruktionen. Für die Zwischendecken verwendeten wir 12 cm dicke Dielen. Alle Wandverkleidungen der Innenräume sind aus stehenden, gehobelten Fichtenbrettern von 20 cm Breite gefertigt. Die Fassade ist als eine hinterlüfteten Lärchenholzschalung mit Deckleisten und umlaufenden Friesen, welche den Brettlängen Rechnung tragen konstruiert. Das Holz für die Fassadenverkleidung stammt aus dem gemeindeeigenen Wald. Für die Bemessung und Beratung bei der Holzkonstruktion konnten wir bereits während des Wettbewerbs auf die Mitarbeit des Ingenieurbüros Conzett, Bronzini, Gartmann von Chur zählen.
Mit Blick auf die ehemalige Sägerei am Standort des neuen Feuerwehrgebäudes besteht die Innovation darin, einen modernen, zukunftweisenden und wirtschaftlichen Holzbau zu errichten, aber entgegen dem gängigen Trend auf den Einsatz von industriell gefertigten Holzplatten wo immer möglich zu verzichten, und somit eine Besinnung auf eine traditionelle und dauerhafte Konstruktionsweise. Dies ist eine Voraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung unseres Waldes und gibt dem heimischen Holzbaugewerbe eine Chance, sich im Konkurrenzkampf mit den globalen Holzwirtschaften zu behaupten.
Joos & Mathys Architekten